Würde man die älteren Menschen unserer Region fragen, würde man sehr oft die Antwort erhalten, dass es sich bei der Kohlrübe, die auch als Steckrübe, Erdkohlrabi oder Schwedische Rübe bekannt ist, um ein „Arme-Leute-Essen“ handelt. So wurde nach dem 2. Weltkrieg die Nahrung bezeichnet, die sich jedermann leisten konnte.
Es kann also wohl tatsächlich behauptet werden, dass viele Menschen ohne die Kohlrübe damals nicht überlebt hätten. Was jedoch die wenigsten Menschen wissen, ist, dass die Kohlrübe sowohl im Jahr 2017 und 2018 zum Gemüse des Jahres gewählt wurde. Man kann ganz allgemein sagen, dass sie eine sehr unbekannte Pflanze ist, die viele Geheimnisse für uns bereithält.
Die Kohlrübe, die gar keine Rübe ist
Wer bisher davon ausgegangen ist, dass die Steckrübe zur Gruppe der Wurzelgemüse gehört, ist einer Fehlannahme aufgesessen. Aber fangen wir am Anfang an:
Der botanische Name der Kohlrübe ist Brassica napus subsp. rapifera. Sie sind eine Unterart des Raps. Mit der Speiserübe (Brassica rapa subsp. rapa) sind sie nicht verwandt. Dennoch ist sie eine sehr alte Kulturpflanze, die in der Familie der Kreuzblütler zu finden ist. Fragt man aber die Küchenfee, so würde sie in die Gruppe der Wurzelgemüse eingeordnet werden. Du siehst – ganz so einfach ist es nicht mit der Steckrübe.
Die Rübe kann verschiedene Wurzelzweige ausbilden, von denen der Hauptwurzelzweig sich am größten ausbildet. Durchschnittlich erreicht die Kohlrübe ein Gewicht von 1,5kg pro Stück. Unterschiedliche Sorten sind erhältlich. Die weißfleischlichen Rüben werden im Normalfall als Viehfutter eingesetzt. Theoretisch können sie aber auch als Nahrungsquelle für den Menschen eingesetzt werden. Jedoch werden normalerweise die gelbfleischlichen Sorten für den menschlichen Verzehr angeboten.
Sogar in der Gourmet-Küche ist sie mittlerweile angekommen und findet somit immer häufiger ihren Weg auf die Teller der Menschen. Auch wenn sie für gewöhnlich als Nahrungsmittel für den Menschen angebaut werden, kann sie selbstverständlich auch als Futtermittel für Tiere eingesetzt werden. Dies gilt sowohl für Kleintiere, Heimtiere und natürlich auch Nutztiere.
Die Besonderheiten der Kohlrübe
Wie andere Kreuzblütler auch zählt die Kohlrübe zu den zweijährigen Pflanzen. Das bedeutet in diesem Fall, dass sie im ersten Jahr eine Wurzel und eine Rosette ausbildet. Im zweiten Jahr kommt es zur Ausbildung eines Blütensprosses. Als optischer Unterschied können die Blätter der Pflanze hinzugezogen werden. Denn sie sind im Gegensatz zu den Speiserüben blaugrün. Daran kannst du sie stets erkennen.
Die Form kann nicht zwangsläufig vorhergesagt werden. Sie variiert zwischen oval, rund und spitz zulaufend. In den meisten Fällen ist die Schale relativ dick, rau und von einer weißlich-gelben bis braun-rötlicher Farbgebung. Das Fruchtfleisch kann zwischen weiß und gelb variieren. Je gelber die Färbung sich zeigt, desto höher ist der Anteil des Provitamin A in ihr enthalten.
Wichtige Inhaltsstoffe der Kohlrübe
Fragt man sich, welche Inhaltsstoffe dem menschlichen Körper guttun können, wird man feststellen, dass sie so einiges zu bieten hat.
- Provitamin A
- Eiweiß
- Traubenzucker
- Fett
- Carotin
- Ätherische Öle
- Vitamin B1 sowie Vitamin B2
- Kalium
- Calcium
- Magnesium
- Vitamin C
Ihr Wassergehalt beträgt 84%, was sie zu einer sehr kalorienarmen Nahrungsquelle macht.
Die Zusammensetzung der Vitamine und Mineralstoffe sorgt für einen entwässernden Effekt, bringt den Stoffwechsel in Schwung und optimiert das Immunsystem. Ein weiterer Vorteil ist die leichte Verdaulichkeit. Wer den Wunsch hat, einige Kilogramm abzunehmen, sollte die Steckrübe auf den Speiseplan aufnehmen.
Ein angenehmer Nebeneffekt ist der entzündungshemmende Effekt auf Magen und Darm, der durch die Senföle initiiert wird.
Wie wird die Aussaat vorgenommen?
Ein Voranzucht der Kohlrübe ist nicht notwendig. Sie sollte direkt ins Freilandbeet gesät werden. Wer sich die Mühe aber machen möchte, kann sie ab April im Gewächshaus oder der Wohnung vorziehen. Um den richtigen Standort zu finden, ist es nicht notwendig, etwas Spezielles zu finden. Folgende Punkte sollten bedacht werden:
- Nährstoffreich sollte der Boden sein.
- Die Kohlrübe benötigt ausreichend Feuchtigkeit während der gesamten Wachstumsphase. Jedoch ist Staunässe zu vermeiden. Sollte es im Laufe des Sommers zu sehr trockenen Phasen kommen, musst du sie regelmäßig gießen.
- Optimal wäre ein kühles Klima und eine hohe Luftfeuchtigkeit.
- Sie verträgt sonnige bis halbschattige Standorte.
- Ab Mitte Mai, also nach den Eisheiligen, kann sie direkt ins Freilandbeet gesät werden. Achte bitte auf ausreichende Abstände, da sie ja im Laufe der Saison eine ansehnliche Größe erreicht. Es wird eine konstante Temperatur von 15°C bis 18°C benötigt, damit die Samen innerhalb von 7 bis 10 Tagen keimen können. Sobald die ersten Keimblätter aus der Erde brechen, kann man pikieren.
- Die Saattiefe sollte 0,5cm bis 1cm betragen.
- Es wird ein Reihenabstand von 40cm bis 50cm empfohlen.
- Der Abstand zwischen den Pflanzen wird mit 50cm angegeben.
- Solltest du die Kohlrübe vorgezogen haben, kannst du sie im Juli ins Freiland umsiedeln.
Welche Pflege benötigt die Kohlrübe?
Grundsätzlich ist sie relativ anspruchslos. Jedoch musst du darauf achten, dass der Boden stets über eine ausreichende Feuchtigkeit verfügt. Je besser dieses Kriterium erfüllt werden kann, desto zarter ist die Rübe beim Verzehr. Auch der Geschmack zeigt sich dann intensiver.
Um Staunässe zu vermeiden und die Feuchtigkeit den Pflanzen bestmöglich zur Verfügung zu stellen, ist es sinnvoll, den Boden regelmäßig zu hacken oder durch mulchen einer Verdichtung entgegenzuwirken. Ein lockerer Erdboden ist notwendig, um ein gutes Wurzelwachstum, aber auch die Aufnahme der Feuchtigkeit wird dadurch erleichtert.
Wann ist die Kohlrübe erntereif?
Die Erntezeit dieser Pflanze beginnt sehr spät, nämlich erst im Oktober. Bis in den November hinein kann sie geerntet werden. Selbstverständlich ist hierbei auf die Witterung zu achten. Aufgrund der nachfolgenden Lagerung ist dies die Erklärung dafür, dass die Steckrübe fast ausschließlich in den Wintermonaten im Einzelhandel verfügbar ist. Hast du die Option, sie direkt beim Produzenten zu kaufen, ist dies besser. Denn dieser hat die optimale Lagerung besser im Griff als der Einzelhandel.
Die Steckrübe wird auch Wintergemüse genannt, weil sie in der Erdmiete gelagert über Winter eingelagert werden kann. Gerne kann auch ein kühler Keller für die Einlagerung verwendet werden. Wer einen Erdkeller besitzt, ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Die optimale Lagerungstemperatur liegt bei 0°C bis 1°C. Auf diese Weise kann sie bis zu 6 Monate eingelagert werden. Überprüfe die Steckrübe regelmäßig, damit du sie im Zweifelsfall verarbeiten kannst.
Auch auf die Luftfeuchtigkeit ist zu achten. Es sollte im Lager eine relative Luftfeuchtigkeit von 90% vorherrschen. Denn ist sie zu niedrig, wird die Rübe schnell pelzig und morsch. Je näher das Frühjahr rückt, desto schneller kann sie faulen.
Die Lagerung im regulären Kühlschrank sollte 10 Tage nicht überschreiten.
Gibt es Krankheiten, auf die zu achten ist?
Als Kreuzblütler besteht die Gefahr, dass sie von der Kohlhernie befallen wird. Sollte dies der Fall sein, sind die betroffenen Pflanzen und Blätter schnell zu entfernen. Denn die Hernie kann auch auf andere Pflanzen übertragen werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Fruchtfolge unbedingt beachtet wird.
Hältst du dich an die Regeln der Fruchtfolge, darf die Kohlrübe nur alle 3 Jahre oder später auf dem gleichen Beet angepflanzt werden. Tust du dies nicht, können sich Krankheiten auf die nachfolgenden Pflanzen übertragen und auch ausbreiten. Dem muss natürlich vorgebeugt werden. Aus diesem Grund solltest du stets wissen, welche Pflanzen du in welchem Jahr auf einem konkreten Feld gepflanzt hast.
Achte darauf, dass der Boden nicht in den Bereich eines sauren pH-Wertes abrutscht. Sowohl der optimale Boden-pH-Wert (s.a. pH-Bodentest Test) als auch ein feuchter, aber durchlässiger Boden, sind die beste Vorsorge für gesunde Pflanzen. Insbesondere der Erreger der Kohlhernie kann auf diese Weise gut in Schach gehalten werden.
Gute Beetnachbarn der Kohlrübe
Auch die Kohlrübe möchte in guter Gesellschaft wachsen. Deshalb sollte man sich genau überlegen, neben wem sie gepflanzt werden soll:
- Feldsalat
- Sellerie (Knollen- oder Stangensellerie)
- Tomaten
- Dill
- Bohnen
- Gurken
- Erbsen
Auf der anderen Seite sollten man die folgenden Gemüsepflanzen auf jeden Fall etwas weiter von ihr entfernt pflanzen:
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Kartoffeln
- Kohlrabi
Solltest du dir nicht sicher sein, greif auf die guten Nachbarn zurück, um eine gute Ernte einbringen zu können.
Wie wird die Kohlrübe verwendet?
Sie kann sowohl roh als auch zum Kochen verwendet werden. Viele Gerichte, alt hergebracht, wie auch neue Gerichte sind denkbar. Denke bitte daran, dass du diese Rübe möglichst frisch verarbeiten solltest. Lagerst du sie zu lange im Kühlschrank, verliert sie nicht nur an Geschmack, sondern wird auch ein wenig zäh und pelzig.
Solltest du zu viele Kohlrüben geerntet haben und nicht alle einlagern können, ist es möglich, diese durch Einkochen haltbar zu machen. Dies gilt auch für alle geeigneten Rezepte mit der Steckrübe. Natürlich können diese an dieser Stelle nicht alle aufgeführt werden. Aber einige sollten als Vorschlag doch benannt werden:
- Kohlrüben-Möhren-Eintopf
- Kohlrübenmus mit Speck
- Kohlrüben-Kartoffel-Gratin mit Apfelscheiben und Gorgonzola
- Kohlrüben auf Großmutters Art
- Kohlrüben-Curry an Steak-Involtini
- Kohlrüben-Curry Levante Style
- Röstzwiebelfrikadelle an Kohlrübenpüree
- Und viele viele mehr
Als Futtermittel für Tiere brauchst du sie nur in entsprechend große Stücke zu schneiden. Doch nicht alle Tiere mögen die Kohlrübe. Bedenke dabei, dass die Tiere in der Natur auch direkt von Rüben und Knollen naschen. Es ist also nicht notwendig, kleine Stücke zu schneiden. Diese könnten sich im Schlund des Tieres querlegen und zu großen Problemen führen. Lass den Tieren den Spaß, sich selbst am Genuss der Rübe zu erproben.
FAQ
Wie gesund sind Kohlrüben?
Die Kohlrübe ist reich an Mineralien und Vitaminen. Sie entwässert, optimiert den Stoffwechsel und das Immunsystem. Zudem unterstützt sie den Körper beim Abnehmen. Somit gehört sie zu den gesunden Nahrungsmitteln.
Sind Kohlrüben Kohlrabi?
Nein, die Kohlrübe ist eine Unterart des Raps. Der Kohlrabi hingegen gehört in die Familie der Kohlgewächse und ist recht eng mit dem Blumenkohl verwandt.
Wie schmeckt Kohlrübe?
Der Geschmack der Kohlrübe ist zwischen dem eines Kohlrabis und einer Kartoffel einzuordnen. Damit ist sie süßlich und erdig-frisch zugleich.
Kann man Kohlrüben roh essen?
Ja, das ist durchaus möglich. Hierzu ist es notwendig, die Schale sorgfältig zu entfernen. Am besten schmecken sie geraspelt oder in dünne Scheiben geschnitten.