Stängelkohl, ein seltenes Gemüse, das hervorragend unterschätzt wird

Stängelkohl: vielseitig und lecker!

Viele Menschen, auch wenn sie sich sehr versiert im Bereich des Gemüses bewegen, haben von diesem besonderen Gemüse noch nicht gehört. Schaut man sich die Pflanze genau an, wird man die Blütenstände für kleine Brokkoliröschen und die Blätter für langstielige Kohlblätter halten.

Der Stängelkohl ist auch unter den Namen Cime di Rapa, Herbstbrokkoli oder Italienischer Brokkoli bekannt. Und diese Namensgebung ist tatsächlich korrekt, denn eine recht enge Verwandtschaft zum „normalen“ Brokkoli ist vorhanden. Beide Pflanzen gehören zu den Kreuzblütlern. Während aber der Brokkoli sich einer großen Bekanntheit rühmen darf, so ist der Stängelkohl überwiegend in Apulien und Kampanien, wo er angebaut wird, bekannt. Doch wird er auch in anderen Regionen Europas immer beliebter.

Damit du dich entscheiden kannst, ob auch du ihm Einlass in deinen Garten gewähren möchtest, machen wir dich heute ein wenig näher mit dem Stängelkohl bekannt.

Wo kommt der Stängelkohl her?

Auch wenn er heute überwiegend in Apulien und Kampanien, häufig auch in der Schweiz, angebaut, liegt seine Herkunft im gesamten Mittelmeerraum. Jedoch hat man ihn im Laufe der Jahre immer weniger angebaut. Neue Gemüsesorten, die aus aller Welt in diesen Regionen eintrafen, wurde bevorzugt angebaut und verdrängten dieses besondere Gemüse.

Heute erinnert man sich immer häufiger an alte Gemüsesorten. Doch halten sie durch die internationalen Publikationen immer öfter Einlass in die privaten Gärten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie nicht nur in den kommerziellen Anbaugebieten zu finden sind. Sie breiten sich beim privaten Gärtner immer weiter über den Kontinent aus. So geht es auch dem Stängelkohl. Wo er sich privat noch nicht etabliert hat, ist er während der Wintermonate auf dem Wochenmarkt, aber auch in Feinkostläden und im Bioladen erhältlich. Mitunter ist es angebracht, konkret danach zu fragen. So kann der Händler eine spezielle Bestellung hierfür aufgeben.

Eine genaue Beschreibung des Stängelkohls

Das Aussehen wurde ja bereits beschrieben: Langstielige Blätter mit kleinen Blütenständen, die dem Aussehen von Brokkoli ähneln. Da das Aussehen sehr charakteristisch ist, kann man das Gemüse nicht mit einem anderen verwechseln. Was aber nur wenige wissen, ist, dass dieser Kohl für die italienische Küche sehr typisch ist. Vornehmlich werden die jungen Blätter sowie die noch geschlossenen Blütenstände eingesetzt. Die italienische Küche kennt viele Rezepte mit diesem Gemüse.

Wer sich im eigenen Garten mit dem Anbau von Stängelkohl versuchen möchte, wird feststellen, dass es sich um ein sehr unkompliziertes Gemüse handelt. Es wächst recht schnell. Daher wird es gerne eingesetzt, um freiwerdende Beete schnell wieder mit etwas Nahrhaftem zu füllen.

Beim Stängelkohl handelt es sich traditionell um ein Wintergemüse. Das bedeutet, dass es erst nach dem ersten Juli gesät wird. Natürlich kann man es auch bereits vorher aussäen. Jedoch muss damit gerechnet werden, dass es schießt. Wie bei vielen anderen Gemüsesorten, die geschossen sind, haben wir es auch hier mit einer negativen Geschmacksveränderung zu tun. Insbesondere in den Monaten Mai und Juni neigt er zum Schießen. Dies ist eigentlich der wichtigste Grund, warum er erst derart spät gesät wird. Zudem ist es natürlich ein großer Zugewinn, wenn man weit in den Herbst und in die Wintermonate hinein mit frischem Grün aus dem eigenen Garten versorgt werden kann.

Stängelkohl wird zubereitet in einer Küche
Stängelkohl, auch als Cime di Rapa bekannt, ist ein traditionelles Gemüse der süditalienischen Küche und wird häufig in Pastagerichten oder als Beilage zu Fleisch- und Fischgerichten verwendet.

Anbau des Herbstbrokkoli

Es wird ein unkrautfreies Saatbeet mit lockerem Boden benötigt. Wird nach dem Nährstoffbedarf gefragt, wird man feststellen, dass sich dieser im mittleren Bereich befindet. Ein wenig reifer Kompost wäre optimal. Aber auch ein milder Dünger ist denkbar. Dies können etwa Kleepura oder Luzernepelletts sein.

Pro Beet empfehlen sich drei Saatreihen. Damit ein endgültiger Pflanzenabstand von 30cm erreicht wird, ist es notwendig, auszudünnen oder einige Pflanzen umzusetzen. Der beste Zeitpunkt zum Pikieren ist, wenn sich circa 5 Blätter gebildet haben. Am besten keimt er bei einer Temperatur von 15°C bis 20°C. Dann dauert es knapp 7-14 Tage, bis die ersten Triebspitzen zu sehen sind. Achtung – säe ihn nicht zu tief. 0,5cm reichen bereits vollkommen aus. Selbstverständlich kannst du den Kohl auch vorziehen. In diesem Fall kannst du bereits im April damit anfangen.

Für ein gutes Wachstum ist es empfehlenswert, den Boden zwischen den Pflanzen mit dem Sauzahn regelmäßig zu lockern. Durch das Gießen und die Witterung kann sich dieser Verdichten. Jedoch mag der Stängelkohl festen Boden nicht so gerne. Er könnte das Wachstum beeinträchtigen. Nimm dir also ab und an Zeit für dieses Beet. Im Übrigen sollte das Beet in der direkten Sonne liegen. Mehr Ansprüche stellt der Herbstbrokkoli überhaupt nicht.

Hast du es mit magerem Boden zu tun, solltest du während des Wachstums zwei Mal die Pflanzenjauche als Dünger einsetzen. Denk dran – der Herbstbrokkoli ist zwar kein Starkzehrer. Dennoch aber benötigt er recht viele Ressourcen für ein gutes Wachstum.

Glücklicherweise ist der Wilde Brokkoli schnellwachsend. Nach knapp 60 Tagen können die ersten Blätter und Blütenstände (geschlossen) geerntet werden. Beginnen die Blütenstände sich zu öffnen, muss die Ernte nicht eingestellt werden. Doch ist es wichtig zu wissen, dass besondere Geschmack nach dem Öffnen der Blüten noch intensiver, also noch schärfer wird. Warte auf jeden Fall bis zur Saatreife, um dich mit Saat für die nächste Saison versorgen zu können.

Möchtest du Wilden Brokkoli regelmäßig verzehren, ist es sinnvoll, die Saat satzweise, Woche für Woche, auszubringen. Auf diese Weise bist du bis spät in den Herbst, mit viel Glück bis in den Dezember hinein bestens versorgt.

ACHTUNG – Fruchtfolge: Der Herbstbrokkoli gehört zur Familie der Kreuzblütler. Hier finden wir auch Radieschen, Rettich, Senf und andere Kohlsorten. Zwischen ihnen sollte unbedingt eine Pause von 3 – 4 Jahren bestehen, bevor auf diesem Beet wieder ein Kreuzblütler angebaut wird. Fragst du dich, wofür die Fruchtfolge / Pause gut sein soll? Auf diese Weise wird das Übertragen von Krankheiten, die überwiegend die Kreuzblütler befallen, vermieden bzw. auf jeden Fall vermindert.

Krankheiten, die den Stängelkohl befallen können

Auch diese Kohlsorte schlägt sich mit den gleichen Problemen und Krankheiten herum wie alle anderen Kohlsorten auch:

  • Die Raupen des Kohlweißlings
  • Falscher Mehltau
  • Kohlblattläuse
  • Erdflöhe
  • Minierfliegen
  • Kohlfliege
  • Kohlhernie

Wie schützt man den Kohl vor gefräßigen Raupen?

Bevor du jeder Raupe den Garaus machen möchtest, ist es sinnvoll, sich zu informieren, mit welchem Exemplar du es zu tun hast. Denn nur die wenigsten fressen auch tatsächlich deine Kohlblätter. Raupen sind sehr spezialisiert was ihre Nahrung anbelangt. Niemals würden sie Kohl fressen, wenn sie nicht darauf erpicht sind. Du brauchst also „nur“ nach den Raupen des Kleinen und des Großen Kohlweißlings Ausschau halten. Auch die Raupen des Eulenfalters mögen Kohl sehr gerne. Aber das war es auch schon.

Am besten schützt du den Kohl, indem du Insektenschutzvlies über die Kohlpflanzen spannst. Denke aber daran, dass der Kohl größer und das Netz mit sich emporheben wird.

Hast du die Raupe eindeutig identifiziert, sammle sie ab. Findest du komplette Raupennester, werden diese herausgeschnitten. Bedenke, dass Raupen ihrerseits auch Nahrung für andere Tiere sind, etwa Vögel, Igel. Auch wenn es dir schwerfällt, kann es notwendig sein, die Raupen bedingt zu ertragen. Denke an all die schönen Schmetterlinge, die dich nach dem Schlüpfen erfreuen werden. Natürlich ist ein aufgeräumter, exakt vermessener Garten eine Augenweide (für viele Menschen). Ein naturnaher Garten hingegen arbeitet mit den Materialien und auch mit Nützlingen, die ihm zuarbeiten werden und viele lästige Tiere von den Pflanzen entfernen.

Alternativ kannst du im Fachhandel ein Raupenspritzmittel besorgen.

Wie schütze ich den Kohl vor der Kohlhernie?

Hierbei handelt es sich um eine sehr gefährliche Krankheit von Kreuzblütlern. Befallene Blätter und Wurzeln sind sofort aus dem Beet zu entfernen und im Restmüll zu entsorgen. Im Biomüll oder im Kompost (auch dem gewerblich produzierten) wird der Erreger nicht vernichtet.

Welkende Kohlblätter im Boden, Wurzeln mit Verdickungen, die aber nicht hohl sind, sind ein Anzeichen der Kohlhernie. Du solltest in diesem Fall sofort handeln! Die beste Option, dieser Krankheit vorzusorgen, ist die Fruchtfolge strikt einzuhalten. Vielfach wird es belächelt, wenn in jedem Jahr akribisch ein Gartenplan mit der Belegung jedes einzelnen

Beetes erstell wird. Doch gerade bei den Kreuzblütlern erweist sich dieser Plan als Segen. Denn auch die Gründüngung darf nicht durchgeführt werden, da sie ja für gewöhnlich mit Senfpflanzen, die ebenfalls zu den Kreuzblütlern gehören, erfolgt.

Auch das Düngen mit Stallmist ist in diesem Fall nicht empfehlenswert. Vielmehr wird ein pH-Wert von 7 empfohlen. Dies ist zwar ein recht hoher Wert, aber eine gute Vorsorge gegen die gefürchtete Kohlhernie.

Ist die Kohlhernie aufgetreten, wird von einer Ruhezeit des Beetes von 3 bis 6 Jahren gesprochen. Die Fachleute sind sich diesbezüglich nicht ganz einig. Hast du ausreichend Platz im Garten, solltest du die 6 Jahresfrist voll ausreizen. So bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Doch auch das gesamte Gartengerät, das du für diese Beete verwendet hast, müssen nicht nur gereinigt, sondern auch desinfiziert werden. Denn die kleinsten Spuren können sie im nächsten Jahr wieder auftreten lassen.

Maden an den Kohlwurzeln

Ja, auch dies ist ein weit verbreitetes Phänomen. Du hast fahle Kohlblätter vor dir und kannst die Pflanze extrem leicht aus dem Boden ziehen. Weiße Made an den Wurzeln und später im Verlauf braune Tönnchenpuppen erhärten deinen Verdacht. Urheber ist die Kohlfliege, die ihre Eier abgelegt hat. So hart es ist – diese Pflanzen sind nicht mehr zu retten. Der Kohlfliege kannst du nur mit Vorsorge begegnen. Gemüsenetze oder – vliese werden gleich nach der Aussaat oder dem Versetzen in das Freilandbeet gespannt. Sie sorgen dafür, dass die Kohlfliegen den Pflanzen nicht zu Leibe rücken können. Auch wenn es wie eine Kostenbelastung aussieht, brauchst du dir keine Gedanken machen. Denn die Netze und Vliese können für gewöhnlich mehrere Jahre eingesetzt werden. Ihre Reinigung und Lagerung im Winter sind denkbar einfach.

Die Lagerung

Achte bei der Ernte darauf, dass die Stiele fest sind. Die Farbe sollte gleichmäßig hellgrün sein. Die Blätter hingegen sollten sattgrün bis dunkelgrün sein. Am wohlschmeckendsten sind sie, wenn die Blüten noch geschlossen sind.

Sieh zu, dass du den Stängelkohl schnell verarbeitest. Er hält sich nämlich auch im Kühlschrank nur wenige Tage, bevor er verwelkt und damit unbrauchbar ist. Zudem verliert er mit jedem Tag in der Kühlung mehr und mehr von seinem intensiven Geschmack.

ACHTUNG: der Stängelkohl lässt sich nicht einfrieren. Am besten verarbeitest du ihn direkt frisch aus dem Beet.

Die Zubereitung selbst ist denkbar einfach. Nach dem Waschen ist lediglich das untere Ende der Stiele zu entfernen. Ähnlich der Zubereitung von Mangold oder Spinat kann er sowohl gekocht, in einer Gemüsepfanne geschmort oder gedämpft werden. Dies richtet sich nach dem Rezept. Selbstverständlich kann er auch roh im Salat genossen werden. Allerdings empfiehlt es sich, Blätter und Röschen getrennt voneinander einzusetzen.

Du möchtest wissen, welche Gewürze sehr gut zu dem recht eigenwilligen Geschmack passen? Knoblauch und Chili lassen sich sehr gut kombinieren. Die drei Geschmäcker unterstreichen gegenseitig das Aroma.

Was macht den Herbstbrokkoli so besonders?

Diese Kohlsorte ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe sehr gesund. Wir finden unter anderem viele wertvolle Mineralstoffe, aber auch Vitamin C und Karotin. Zudem sind Polyphenole zu finden. Ihnen wird nachgesagt, dass sie das Krebsrisiko senken und Herzbeschwerden minimieren. Die Fettverbrennung wird durch das enthaltene Sulforaphan angekurbelt. Lediglich 32kcal pro 100g des Stängelkohls lassen sich nachweisen. Damit ist er ein Lieblingskohl aller figurbewussten Menschen.

Folgende Nährwerte lassen sich pro 100g rohem Kohl aufzeichnen:

  • Eiweiß – 3,6g
  • Fett – 0,1g
  • Ballaststoffe – 1,5g
  • Kohlenhydrate – 5,9g
  • Kalorien – 32

FAQ

Wie schmeckt Stängelkohl?

Der Geschmack des Stängelkohls ist einzigartig. Er ist sehr intensiv, scharf und bitter zugleich. Er ähnelt dem Geschmack des Weißkohls.

Wie gesund ist Stängelkohl?

Der Stängelkohl ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen. Er beeinflusst das Immunsystem und den Fettstoffwechsel positiv, sodass sich eine allgemeine positive Auswirkung auf den Organismus ergibt. Gerne kann er täglich auf dem Speiseplan erscheinen.

Wie heißt wilder Brokkoli noch?

Der wilde Brokkoli ist als Stängelkohl, Herbstbrokkoli, Italienischer Brokkoli, Wilder Brokkoli und Cime di Rapa bekannt.

Wie wächst Stängelkohl?

Der Stängelkohl ist eine schnell wachsende, einjährige Gemüsepflanze. Von der Aussaat im späten Juni bis zur Ernte im späten August sind es nur knapp 2 Monate.

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